Der Herbst schreitet zügig voran. Trotz sommerlicher Tagestemperaturen Mitte Oktober begrüßt mich morgens dichter Nebel, begleitet von einem morbiden Schauspiel: An den unzähligen Spinnennetzen hängen tausende kleiner Wassertropfen. Sie sorgen dafür, dass diese ansonsten fast unsichtbaren Gespinste zu glitzernden Kunstwerken werden. Beim Gang durch den Garten schleicht sich so langsam das Gefühl ein, dass ich nicht mehr Herrin dieses Grundstücks bin, sondern dass die Spinnenartigen mittlerweile im Geheimen das Regime übernommen haben. Mit den Augen der Krabbler, Kriecher oder kleinen Flugobjekte betrachtet, scheint hier das Überleben ohne Netzkontakt kaum noch möglich.
Spinne bei der Arbeit
An der Blüte einer Herbstanemone schieben sich langsam zwei dünne Beine in Richtung Staubgefäße. Im Inneren liegt bereits das unbewegliche Opfer. Das Spinnentier klettert behände in die Blütenkugel und nähert sich dem für mich nicht mehr identifizierbaren Insekt. Ein hübsches Schauspiel, im rundum rosaroten Umfeld, welches diese Szene noch ein bisschen skurriler wirken lässt.
Der komplette Staketenzaun ist eingesponnen. Wer hier als Nachtfalter oder Frühaufsteher eine Pause auf den Pfosten machen will, ist hoffnungslos verloren. Doch für diese Üppigkeit der Netze entdecke ich kaum Beute in den Gespinsten. Vielleicht haben Insekten eine Art eingebautes Frühwarnsystem? Eine spannende Frage, die eine intensivere Recherche wert wäre.
Vergänglichkeit
Alles wirkt heute Morgen weichgezeichnet und vergänglich. Die Hainbuche hat fast alle Blätter abgeworfen, ungewöhnlich, aber vermutlich der Trockenheit des Sommers geschuldet. Die Blütenpracht der Stauden nimmt sukzessive ab und es schleichen sich immer mehr Braun- und Grautöne in das bunte Bild. Ich bin gespannt, wie lange ich noch auf Farben blicken darf und wie sich die Vergänglichkeit der verblühenden Stauden bis zum Schnitt im Februar weiterentwickelt.
2 Kommentare
Wie gerne hätte ich diese kreative Frau als Nachbarin in Maselheim begrüßt. Zufällig sehe ich welches Paradies unter ihren Händen und mit ihren Ideen unterhalb des Bussen entstanden ist. Gratulation dazu. Herzliche Grüße von Doris Nußbaumer
Wir haben uns kurz bei einer Gemeinderatsitzung in Maselheim kennengelernt.
Hallo Frau Nußbaumer,
Sie sind herzliche eingeladen, mein Gartenlabor zu besuchen. Ist ja nicht weit weg von Ihnen.
Herzliche Grüße
Petra Reidel